„Vom Hof auf den Tisch“, so heißt die neue Nachhaltigkeitsstrategie der EU, die in der vergangenen Woche von den Kommissionsmitgliedern angenommen wurde. Ziel ist ein faires, gesundes und umweltfreundliches Lebensmittelsystem, in dessen Fokus die Ernährungssicherheit und der Zugang zu gesunden Lebensmitteln, also auch veganen Fleischalternativen, steht.
In dem von Stella Kyriakides, EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, erarbeiteten Strategiepapier wird erklärt, dass der derzeitig vorherrschende Nahrungsmittelkonsum weder förderlich für die Gesundheit noch die Umwelt sei. Dies wird auch durch Studien untermauert, so zum Beispiel in einer Untersuchung der Universität Oxford aus dem Jahre 2018. Hier belegten konkrete Zahlen, dass es bei einer weltweit vegetarischen Ernährung bis 2050 gut sieben Millionen weniger Tote geben könnte. Auch die Umwelt würde von einer globalen Ernährungsumstellung stark profitieren, tragen doch tierische Lebensmittel aktuell etwa 15 Prozent zur Erderwärmung bei. Der Konsum von – vor allen Dingen – rotem Fleisch soll nach dem Willen der Kommission in Zukunft stark reduziert werden. Helfen wird dabei die Verfügbarkeit alternativer Proteine, wie sie zum Beispiel auch in den Seitanprodukten der Marke Wheaty enthalten sind.
Dafür sollen nun im Rahmen des EU-Programms „Horizon 2020“ zehn Milliarden Euro bereitgestellt werden, mit deren Hilfe auch Fleischalternativen untersucht und hergestellt werden, die vegan sind. Ziel ist es, damit die Veränderung der Essgewohnheiten vieler EU-Bürger zu erreichen. Im Fokus stehen hier zwei Gruppen: Jene Menschen, die sich gesundes Essen nicht leisten können und jene, die es sich zwar leisten könnten, aber zu schlecht informiert sind. Fast schon revolutionär klingt in diesem Zusammenhang eine weitere Maßnahme, die die Kommission anstrebt: „Steuerliche Anreize sollten den Übergang zu einem nachhaltigen Lebensmittelsystem vorantreiben und die Verbraucher dazu ermutigen, sich für eine nachhaltige und wertvolle Ernährung zu entscheiden.“ Das bedeutet also in der Konsequenz, dass gesunde Lebensmittel wie Obst, Gemüse oder vegane Fleischalternativen auf Pflanzenbasis billiger gemacht und ungesunde, vor allem Fleisch, teurer gemacht werden. Mitgliedstaaten könnten etwa ermächtigt werden, über gesenkte Mehrwertsteuersätze Bio-Obst und -Gemüse zu verbilligen. Auf der anderen Seite müssten die Mitgliedsstaaten in ihren Steuersystemen dafür sorgen, „dass der Preis für verschiedene Lebensmittel ihre tatsächlichen Kosten in Bezug auf die Nutzung begrenzter natürlicher Ressourcen, Umweltverschmutzung, Treibhausgasemissionen und andere externe Umwelteinflüsse widerspiegelt“, so Kommissarin Kyriakides. Letztlich liefe dies auf die politisch zum Kampfbegriff gewordene „Fleischsteuer“ hinaus.
Solche Äußerungen rufen natürlich bekannte Reflexe hervor. Die deutsche Landwirtschaftsministerin Klöckner erklärte ebenfalls in der vergangenen Woche, „dass theoretische Anforderungen in Einklang gebracht werden mit der Praxis und dem Arbeitsalltag auf den Höfen“, es sei „Kernaufgabe der Landwirtschaft, Nahrungsmittel zu produzieren“.
Charles-Henry Debal, Geschäftsführer der TOPAS GmbH, die seit mehr als 25 Jahren einer der führenden Entwickler bioveganer Fleischalternativen ist, hält eine gerechtere Besteuerung für sinnvoll und zeitgemäß: „Fleisch wird niedrig besteuert, Fleisch-Alternativen hingegen werden mit 19 Prozent Mehrwertsteuer zur Kasse gebeten. Nicht nur mit Blick auf die Klimafolgeschäden der Fleischproduktion plädiere ich für eine gerechtere Besteuerung. Die durch Massentierhaltung, Artensterben, Landverschlechterung und Wasserknappheit entstehenden Folgekosten müssen endlich eingepreist werden.“